„Mia entdeckt ihre Superkraft“ von Eva Taylor

Der Fokus bei diesem Buch liegt auf Gefühlen und dem Umgang mit ihnen.

Mia ist mit Annie befreundet, manchmal ist auch Paula beim Spielen mit dabei. Zu dritt sind sie ein gutes Team. Doch es gibt Tage, da spielen Paula und Annie alleine – bei Mia tauchen dunkle Gedanken auf, die ihr Herz erfassen. „Mia wird traurig, sie fühlt sich gehasst.“ Diese Gedanken und Gefühle lähmen Mia, bis sie eine Idee hat, wie sie mit ihnen umgehen kann. Sie lernt, dass sie diese Gedanken und Gefühle nicht ertragen muss, sondern mit kleinen Übungen, ihrer Superkraft, wieder lachen kann.

Den Umgang mit Gefühlen – sie wahrzunehmen und zu schauen, was ich gerade brauche – können wir im Laufe unserer Lebens lernen. Dunkle Gedanken müssen unser Leben nicht bestimmen, auch wenn sie dazu gehören. In der Geschichte werden die Gefühle, die durch die Gedanken entstehen, nicht bewertet. Sie werden benannt und die möglichen Reaktionen des Körpers drauf beschrieben. Außerdem wird ein Ausstieg aus der Situation geboten. Eine tolle Geschichte, die Kinder in ihrer alltäglichen Welt abholt. Meine Mädels finden Mia klasse.

„Mia entdeckt ihre Superkraft“ von Eva Taylor, illustriert von Julia Heinrich, 2021 erschienen im Jupitermond Verlag ISBN 978-3-949239-01-4

„Das Leuchten des Waldes“ von Lara Keuthen

Waldbaden für Kinder. Das Buch ist inspiriert vom japanischen Konzept Shinrin Yoku, bei uns besser bekannt unter dem Begriff Waldbaden. Es geht um ein Aufnehmen der Atmosphäre im Wald und das bewusste Anregen der positiven Wirkung auf Körper und Geist, was verschiedene Studien belegen.

Beim Waldbaden führt Ihr unter anderem Achtsamkeitsübungen aus, die die Sinne anregen und eine neue Sichtweise und Wahrnehmung des Waldes ermöglichen.

Nun haben wir eh eine Affinität zu Waldpädagogik, weshalb uns der achtsame Aufenthalt im Wald bekannt ist. Trotzdem hat das Buch für uns eine Bereicherung. Es ist eine poetische und inspirierende Reise durch den Wald.

🏠 Zuhause gelesen ist es eine Visualisierung und Erinnerung an die Schätze des Waldes. Nicht zuletzt wegen der stimmungsvollen Illustrationen.

🌳Im Wald gelesen ist das Buch eine wunderbare Anleitung für jede Jahreszeit. Gestern im Wald haben wir uns wieder bewusst Zeit genommen den Wald selbst zu erspüren.

Von uns hat das Buch eine klare Kaufempfehlung. Es ist großartig, um eine Verbindung zur Natur herzustellen und zu pflegen und ein wenig mehr Achtsamkeit in den Alltag zu bringen.

„Der Wald ohne Bäume“ von Jeanne Lohff

Das Buch dreht sich rund um das Drama der Abholzung die Industrie und Großkonzerne.

Ein Jaguar liegt gemütlich auf seinem Lieblingsbaum bis eines Tages „ein Mensch am Fuße“ seines Baumes steht. „Ein sägender Maschinenlärm wütete“ ihm entgegen, der Jaguar stürzt vom Baum und sein Baum fällt um. „<Bitte steht auf > weinte ich <Ich brauche dich>“ Der Jaguar schaute sich um und „konnte den Wald vor lauter Nichts nicht mehr sehen.“ Es beginnt eine Suche nach neuem Lebensraum, der sich nach und nach viele andere Tiere anschließen. Am Ende gibt es noch einen Keim der Hoffnung.

🌱Dieser Keim der Hoffnung sind Organisationen wie „Rettet den Regenwald“, an die 50% des Gewinns aus dem Verkauf dieses Buches gehen.

🌱Dieser Keim der Hoffnung sind Menschen, die sich Gedanken machen, woher ihr verwendetes Papier kommt, wie der Jupitermond Verlag.

🌱Dieser Keim der Hoffnung sind all die kleinen Leser dieses Bilderbuches, die es besser wissen werden, die durch solche Bücher lernen, was Nachhaltigkeit und sinnvolles Wirtschaften mit den Ressourcen ist uns was die Gier mit den Betroffenen macht.

Dieses Buch hat mit seiner poetischen Sprache und den ausdrucksstarken Bildern ein großen Eindruck bei meinen Kindern und mir hinterlassen. Bereits die Jüngste konnte sich einfühlen in die Tiere, jedoch kann ein Kind die ganze Thematik eher ab 5 Jahren erfassen. Mit einem Grundschüler lässt sich das Thema „Abholzung des Regenwaldes“ und „Umweltschutz“ diskutieren.

„Der Wald ohne Bäume“ von Jeanne Lohff, 2021 erschienen im Jupitermond Verlag ISBN 9783949239236

„Magali und das Königreich der Insekten“ von Lara Keuthen

Warum verschwinden die Insekten und was können wir Menschen tun? Ein zartes und fantasievolles Bilderbuch mit einer starken Botschaft.

Magali besucht ihr Oma auf ihrem Hof. „Die Sonne schien und flauschige Wattewolken tanzten wie kleine Schäfchen über den blauen Himmel. Der Garten war ein Paradies.“ Magali liebte es bei ihrer Oma zu sein, sie hatte sogar eigenes kleines Gartenhäuschen mit ihrer eigenen Naturschätzeausstellung. Doch etwas machte Magali Sorgen. Sie hörte und traf kaum noch Insekten im Garten. Mit einer besonderen Überraschung von Oma machte sich Magali auf, um dem Stellenwert der Insekten nachzuforschen.

Ein magisches Bilderbuch über die verschiedenen Aufgaben der Insekten mit der wichtigen Botschaft, dass ohne Insekten bald kein Leben mehr existieren kann. Am Ende der Geschichte sind 8 Tipps für einen Insektenfreundlichen Garten oder Balkon. Die 50% des Gewinns aus dem Buchverkauf dieses Bilderbuches gehen an Cumnatura Umweltakademie, die ein Bewusstsein für Klimaschutz schaffen möchte.

Eine berührende Geschichte mit Illustrationen von Malin Lammers, die bezaubern bietet das Bilderbuch ein grandioses Leseerlebnis.

„Pete und Anton“ von Peter Schneck

Jeder Tropfen zählt erkennen wir in der Geschichte rund um Pete und Anton, die sich vor ungefähr 4 000 Millionen Jahren auf einem Kometen auf die Reise durch den Weltraum aufmachen. Sie passieren viele gefährliche und wunderschöne Orte und landen auf unserer Erde. Hier lernen sie den magischen Kreislauf des Wassers kennen – durchstreifen das Meer, den Himmel und die Erde und lernen einen neuen Freund kennen, der gut auf die beiden Freunde aufpasst, denn – Jeder Tropfen zählt!

Dieses Buch verbindet so viele besondere Themen miteinander – die Entstehung und die Prozesse im Weltall, unserem Wasserkreislauf auf der Erde mit all ihrer Schönheit und auch die wichtige Botschaft, dass Wasser ein wertvolles Gut ist, mit dem wir Menschen sorgsam umgehen sollten. Die Zeichnung sind herzlich und positiv und die Geschichte kindergerecht erzählt. Ich bin froh, dass dieses Buch kein Familienschatz geblieben ist, sondern einer größeren Leserschaft zugänglich ist.

Die Geschichte eignet sich sowohl für Kinder ab 5 Jahren (und je nach Vorkenntnis und Interesse auch früher) als Vorlesebuch, sowie als wunderbares Begleitbuch für den Unterricht in der Grundschule Klasse 2/3

„Pete und Anton“ von Peter Schneck, illustriert von Marina Greb, erschienen 2020 im Jupitermond Verlag

ISBN 978-3-949239-00-7

Rezensionsexemplar

„Julian feiert die Liebe“ von Jessica Love

Vielfalt, Fantasie und ganz viel Liebe für die Welt

Wie in „Julian ist eine Meerjungfrau“ dreht sich die Geschichte um Julian, der sich von keinen Grenzen einengen lässt. Dieses Mal ist Julian mit seiner Oma auf einer Hochzeit zweier Bräute und sieht wunderbar aus. Dort lernt er Marisol kennen und zusammen erleben sie einen schönen Nachmittag voller Freude. Beim Herumtollen mit einem Hund, oh Schreck, hat Marisol ihr schönes Kleid völlig verschmutzt, worüber sie traurig und erschrocken ist. Julian hilft ihr aus der Situation heraus indem er ihr eine magische Welt zeigt, in der es mehr um die Fantasie und Vorstellung von sich selbst geht, als um die tatsächliche Kleidung.

Dieses Bilderbuch ist wunderbar verträumt, schön und herzlich. Dem Leser wird eine Welt voller Akzeptanz, Vielfalt und Toleranz gezeigt und ist klischefrei. Die Illustrationen sind tänzerisch leicht und gleichzeitig ausdrucksstark und bunt. Immer wenn ich das Buch meinen Kindern vorlese, geht es mir danach gut.

Doch Achtung, nicht jeder empfindet so. Ich mache mir gerne einen Spaß draus und drücke dieses Bilderbuch bestimmten Menschen zum Vorlesen für meine Kinder in die Hand und beobachte dann die immer größer werdenden Augen. Probiert es aus!

„Julian feiert die Liebe“ von Jessica Love

Ab 4 Jahren, gebunden, 32 Seiten, übersetzt von Tatjana Kröll, erschienen 2021 beim Knesebeck Verlag ISBN 978-3-95728-471-6

„Wölfe“ von Bärbel Oftring

Das Leben des Wolfes in Deutschland besonders interessant und intensiv erzählt. Ein Besonderes Sachbilderbuch für Kinder.

In diesem wunderbaren Buch ist die fiktive, aber realitätsnahe Geschichte eines Wolfsrudels des Europäischen Grauwolfs in Deutschland der rote Faden. Immer abwechselnd wird Faktenwissen mit Abschnitten zu einem erfundene aber faktenbasierte Leben, erst eines Wolfes, dann eines zweiten und dann dem daraus resultierenden Rudel präsentiert. Mit meiner Jüngsten lesen wir nur die erzählende Geschichte, mit den beiden Großen verteifen wir uns ebenso in die Wissensseiten nach Bedarf und aufkeimenden Fragen.

Die Geschichte beginnt mit dem ersten Wolf, der 1996 Deutschland betreten hat. Schauplatz ist die Muskauer Heide. Bärbel Oftring hat die Geschichten vieler Wölfe und Rudel zu einer einzigen verknüpft, sodass das Leben als Wolf greifbar wird. Die atmosphärischen Illustrationen von Theresa Schwietzer tragen zu diesem Gefühl enorm bei. Ein Hingucker sind außerdem die aufklappbaren Seiten, die dem Geschehen noch mehr Raum geben. Informativ finde ich auch die letzte Informationsseite, z.B. zum Kurzfilm Rotkäppchen reloaded von der Kinderreporterin Lena. 

Das Buch ist in unserem Bücherschrank eine Bereicherung und mach immer wieder Spaß.

Auf dem Instagramaccount KinderLeseWunder ist im Beitrag ein Video zum Inhalt des Buches beigefügt. Das Buch hat ein besonders Format, denn die Seiten lassen sich ausklappen, was dem Buch nochmal eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.

„Wölfe“ von Bärbel Oftring, illustriert von Theresa Schwietzer, 64 S. (viele zum Ausklappen), 2020 erschienen beim Gerstenber Verlag ISBN 978-3-83695687-1

„Stell dir vor…“ von Rob Hopkins

Ein Weckruf und eine Verbeugung vor der Fantasie 

Ein Sachbuchhighlight in diesem Herbst ist für mich das Buch von Rob Hopkins „Stell dir vor… mit Mut und Fantasie die Welt verändern“. Es ist im Löwenzahn in der Studienverlag erschienen und wurde von Dirk Höfer übersetzt.

In meinen Augen ist Fantasie der Schlüssel, um eine kreative und für alle funktionierende Welt zu erschaffen. Umso gespannter war ich auf das Buch von Rob Hopkins und wurde in meinen Erwartungen nicht enttäuscht. Er geht von der Prämisse aus, dass wenn wir mit Mut und Fantasie an aktuelle Probleme herangehen es für unsere Welt und die Erde nicht zuspät ist. Sein Aufruf ist: die Klimakatastrophe bahnt sich an und doch brauchen wir nicht in Angststarre zu verfallen, sondern sollten neue Ideen suchen und finden.

Bereits in der Einleitung fordert er zu einem Gedankenexperiment auf: Stell dir eine Stadt nach deinen Wünschen vor. Wie würde sie aussehen? Was wäre anders als jetzt? Er beschreibt auch seine Wunschstadt und ganz ehrlich, ich würde sofort hinziehen, gäbe es diese Stadt. Besonders finde ich, dass Rob Hopkins kein Schaumschläger ist, der uns Einhornfarmen und Ponyhöfe beschreibt. Er nimmt ganz reale Projekte aus der ganzen Welt und verbindet sie in seiner Vorstellung zu einer Stadt. 

Und wie setzt man das um? Diese Erfahrungen hat der Autor mit dem von ihm und seinem Freunden ins Leben gerufenen Projekt „Transition Town Totnes“ gesammelt. Es ist ein Prjekt, dass vor ca. 15 Jahren in seiner Heimatstadt gestartet ist und seit dem funktioniert und immer mehr verändert. Der Urspungsgedanke dazu ist: „Wenn wir auf die Regierung warten, dann ist es zuspät. Wenn wir als Einzelne handeln, dann ist es zuwenig. Wenn wir als Gemeinschaft handeln, wird es vielleicht reichen und geschieht gerade rechtzeitig.“ Mittlerweile gibt es eine Transition-Bewegung, die mittlerweile in 50 Ländern und tausenden Gemeinden zu finden ist. 

Doch dieses Buch ist soviel mehr als das Aufschreiben von ein paar Parollen und sich selbst und anderen Projekten auf die Schulter klopfen. Rob Hopkins hat in Acht von Neun Kapiteln sich verschiedenen Themenbereichen gewidmet und gezeigt, wie wichtig die Fantasie und ihre Förderung und Entfesselung ist. Er schreibt über die Bedeutung des Spiels für Kinder, die Fantasie und unsere Welt, wie Fantasie mit der Gesundheit zusammen hängt, wie wir von der Natur lernen können, was Aufmerksamkeitsmanagment damit zutun hat, wie die Schulen sich für mehr Fantasie verändern müssten und vieles mehr.

Mir leuchten nicht alle Schlussfolgerungen von Rob Hopkins ein. Doch das tut meiner Begeisterung für dieses wichtige Buch keinen Abbruch. Im Gegenteil, es dient als wunderbare Diskussionsgrundlage in meinem Umfeld. Ich hab aus diesem Buch für mich und meine Kinder sehr viel Input mitnehmen können.

„Reise durch ein fremdes Land“ von David Park

Der Blick durch die Linse

Tom ist ein Fotograf, der nicht viel von seinen Fähigkeiten als Künstler hält. Er sieht sich als durchschnittlich schlechten Auftragsfotograf, durchschnittlich schlechten Ehemann und durchschnittlich schlechten Vater. Auf einer Reise durch das Land, auf die er sich begibt, um seinen kranken Sohn nach Hause zu holen, führt er Zwiegespräche mit sich selbst. Warum sollte sich ein Leser für den Sumpf eines Einzelnen interessieren, wo wir doch alle drin stecken?

David Park hat die Beschreibung über die Abgründe der menschlichen Psyche in einen spannungsgeladen Plot verpackt.  So wie Tom, der durch die karge, eingeschneite Landschaft fährt, drängend, rastlos, so habe auch ich das Buch gelesen. Tom hat Angst zuspät zu kommen, zu Luke, zu der Fähre, nach Hause zum Weihnachtsfest. Als ob sein Leben davon abhängt. Bis zum Ende wird die Spannung gehalten. Schafft Tom es, und was ist es, was er überhaupt schaffen muss? Was hat sein Leben in diese gefährliche Schieflage gebracht?

Großartig beschrieben ist Toms Blick auf die Welt. Er nimmt die Welt durch seine Kameralinse wahr. Treffender wäre zu sagen, erst mit dem Blick durch die Linse versteht er seine Welt. Erst durch die Beschreibung der Fotoaufnahmen versteht der Leser Tom.

Das Buch ist für jeden, der Fotografie, Musik und Filme liebt. Es ist für jeden, der erlesend verstehen will, wie jemand an seinem Leben fast zerbricht. Es ist für jeden, der archaische Lesewelten zu schätzen weiß, in denen es um nichts weniger als das Leben selbst geht. Was der Leser in diesem Buch nicht findet sind Antworten für die Handlungen der Personen. Am Ende geht es nicht um das Verstehen sondern um das Überleben. Die Kernbotschaft dieses Buches ist für mich, nicht aufzugeben. 

Rezept für ein besonderes Leseerlebnis: Nimm dir ca. drei bis vier Stunden Zeit und lese das Buch in einem Rutsch durch, zumindest beim ersten Durchgang. Das Buch entfaltet dadurch seine intensive Atmosphäre.

„Reise durch ein fremdes Land“ von David Park, übersetzt von Michaela Grabinger, 200 S., erschienen 2021 im Dumont Buchverlag, ISBN 978-3-8321-8002-7

„Junge mit schwarzem Hahn“ von Stafanie vor Schulte

Ein märchenhafter Roman voller phantastischer, fast schon surrealer Elemente.

Dieses düstere Debüt von Stefanie vor Schulte hat mir wunderbare Lesestunden beschert und lässt mich voller Spannung auf ein weiteres Werk der Autorin zurück. 

Martin ist ein Überlebender. Nur erwurde von seinem Vater bei dessen Amoklauf in der eigenen Familie am Leben gelassen. Nun lebt er in einem Dorf volle Einfalt und hat als einzigen Freund seinen schwarzen Hahn. Dieser ist mehr als ein Haustier. Er ist ein phantastisches Element in dieser düsteren Geschichte, die in einer grausamen Welt spielt, die Martin als Glanzpunkt erhellt. Zu Martins Glück bemerken manche Menschen dieses Licht und statt wie die meisten sich davon gedemütigt zu fühlen und sich von Martin abzuwenden, helfen sie ihm auf seinem Weg. Martin hat sich ein großes Ziel gesetzt und das Erreichen löst überraschend stückchenweit auch das Unverständnis über die Handlung seines Vaters. 

Dieses Buch unterhält nicht nur, sondern lässt uns auch wieder stärker die Bequemlichkeiten unseres Lebens erkennen.

„Junge mit schwarzem Hahn“ von Stafanie vor Schulte, 224 S., erschienen 2021 im Diogenes Verlag ISBN 978-3-257-07166-5

„Schattenbruder“ von Iris Hannema

Eine leise und doch gewaltige Geschichte über Abschiede – von Menschen, Vorstellungen und Gewohnheiten – und das Sich-Selbst-Finden.

Ein Anruf zerschneidet Hebes Leben in „ein Davor und ein Danach“. Es ist die Nachricht über den Tod ihres Bruders, die ihre Welt aus den Angeln hebt. Er ist Freitaucher und ständig unterwegs. Den immer präsenten Abschied feiern die beiden Geschwister wie ein Fest, exzessiv. „Statt das Pflaster abzureißen, lösen wir es schmerzhaft Millimeter für Millimeter von der Haut.“ Bei jeder seiner Abreisen hatte ihr Bruder Hebe eine Botschaft hinterlassen. Diesemal ist es ein Rästsel in Form eines Haikus. Die Nachricht der ersten Zeile ist Hebe schnell klar. Sie soll nach Japan fliegen, in ihr gemeinsam „geliebtes Fantasieland“. Diese Reise ist ihre erste Reise alleine und stellt sie vor ganz neue Herausforderungen. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, die sie tief im Herzen schon kennt.

Diese wunderbares Buch, das sich mit jedem Satz weiter entfaltet, hinterlässt bei mir sicher auch wegen den tief emotionalen Abschnitten bleibenden Eindruck. Es ist eine wunderbare Coming-Age-Geschichte mit so vielen wertvollen Gedanken über das Leben, das Am-Leben-sein-Wollen, die Trauer und den Tod. Japan und die japanische Kultur werden sehr genau beschrieben, sodass es nicht nur für Japankenner interessant ist. Allein die kulinarischen Erlebnisse lassen dem Leser das Wasser im Mund zusammen laufen.

Kurzmeinung: Für Geschwister, für Japanfans, für Reiselustige, für Alleinreisende, für Hinterbliebene, für Coming-Ager und alle anderen Buchliebhaber…Eine Geschichte, die unter die Haut geht!

„Schattenbruder“ von Iris Hannema, aus dem Niederländischen übersetzt von Rolf Erdorf, 332 S., erschienen 2021 beim Verlag Freies Geistesleben, ISBN 978-3-7725-3111-8

„Rotkäppchen auf Wolfsreise“ neu erzählt von Ursula Seghezzi

Dieses Wunderbare Bilderbuch ist für alle Naturliebhaber, Groß oder Klein, denn es zelebriert die Verbindung mit allen Lebewesen unserer Erde.

Das Buch handelt von einer tiefen Naturverbundenheit und der Botschaft, dass wir Menschen Geschwister aller Lebewesen auf der Erde sind. „Rotkäppchen auf Wolfsreise – Ein Märchen der Bärenfrau“ erschient in der Reihe „Angstfreie Märchen“ bei Edition Fuchs & Hase.

Das Märchen von Rotkäppchen ist in eine Rahmenhandlung eingebettet. Die Geschwister Flora, Lena und Milo sind am Waldrand bei der Bärenfrau, der Hüterin der alten Geschichten. Am Lagerfeuer rührt die Bärenfrau im Geschichtenkessel und erzählt den Geschwistern die Geschichte von Rotkäppchen.

Als die Zeit dafür reif ist, machte sich Rotkäppchen auf zur ihrer Großmutter, die diese auf eine besondere Reise schicken möchte. Die Wolfsreise soll die junge Frau mit ihren Vorfahren verbinden, „die noch mit den Tieren und Pflanzen sprechen konnten. Auch konnten sie sich so tief einfühlen, dass sie selbst zum Wolf oder zur Wölfin wurden.“

Nach der Geschichte unternimmt auch Lena eine besondere Reise im Wald, die sie mit dem Wald, den Tieren und der Erde verbinden soll. Diese Reise hat ihre große Schwester Flora bereits hinter sich, und sie steht ihrem Bruder Milo in einigen Jahren noch bevor.

Dieses Bilderbuch ist wunderschön erzählt und zeigt dem Leser die Idee von den Möglichkeiten, die uns die Natur und eine Naturverbundenheit bietet. Meine Kinder mögen dieses Buch sehr, meine Jüngste wollte das Buch beim ersten Mal dreimal hintereinander vorgelesen haben.

„Rotkäppchen auf Wolfsreise“ neu erzählt von Ursula Seghezzi, illustriert von Christa Unzner, 32 S., erschienen 2020 bei Edition Fuchs&Hase, einem Imprint vom Van Eck Verlag ISBN 978-3-905881-66-0

„Rotkäppchen hat keine Lust“ von Sebastian Meschenmoser

Märchenparodie der besonderen Art

Dieses Bilderbuch ist eine Rotkäppchenparodie von dem wunderbaren Sebastian Meschenmoser vor. Diese herrlich witzige Geschichte darf in einer Rotkäppchenthemenwoche nicht fehlen.

Der Wolf kriecht aus seiner Höhle und hat mächtigen Hunger. Seine Großmutter hatte einen Merkspruch, wann *wolf* lieber einen Clown, einen Lehrer oder ein süßes Kind fressen sollte. Der Wolf beschließt, er braucht ein süßes Kind in seinem Kochtopf oder Bratpfanne, je nach Rezept, und zieht aus in den Wald. Er findet schnell ein kleines Mädchen, doch noch bevor er sie richtig ansprechen kann, ist sie an ihm vorbeigestapft. Er jagt ihr hinterher, kommt mit ihr ins Gespräch und ist verwundert, wie jemand so wenig von seiner eigenen Großmutter halten und so schlechte Gastgeschenke mitbringen kann. Er fängt an, das Rotkäppchen zu beraten, doch sie ist nicht begeistert und so muss sich der Wolf selbst um die Gastgeschenke kümmern. Bei der Großmutter angekommen läuft alles ganz anders und am Ende finden alle ihr Glück, auch das griesgrämige kleine Rotkäppchen.

Die Illustrationen sind schön, die Figuren wunderbar klischefrei und das Ende überraschend und besonders.

„Rotkäppchen hat keine Lust mehr“ von Sebastian Meschenmoser, 32 S., erschienen 2016 im Thienemann-Esslinger Verlag ISBN 978-3-522-45827-6

„Keine Angst, Großer Wolf“ von Jan De Kinder

Ein Buch über Angst und Traumata im Kontext zum Märchen Rotkäppchen 

Die Protagonisten sind Papawolf und Wolfswelpe. Auch Rotkäppchen hat einen großen Stellenwert in dem Buch „Keine Angst, Großer Wolf“ von Jan De Kinder. Und auch einen fulminanten Kurzauftritt. Dieses wunderbare Buch lässt mich immer schmunzeln, wenn ich es sehe.

Der kleine Wolf versucht seinen Papa in den Wald zu locken, doch der große Wolf hat offensichtlich Angst. Jeder Schritt wird von dem Wolf vorsichtig, zögernd und nur mit viel Überrdungskunst des kleinen Wolfes gemacht. Zwischendurch möchte man den großen Wolf kneifen, weil er so zurückhaltende den Weg verfolgt. Und *leser* fragt sich, wo der kleine Wolf überhaupt hin möchte. So viel sei verraten – das Ende finde ich köstlich.

Neben der humorvollen Seite des Buches wird in der Geschichte behutsam ein wichtiges Thema angesporchen. Der Alltag sogenannter Schattenkinder.

„Rund drei Millionen Jungen und Mädchen wachsen hierzulande bei Vätern und Müttern mit psychischen Beschwerden auf (…)“

Quelle: https://www.jameda.de/gesundheit/psyche-nerven/depressive-eltern-das-sind-die-auswirkungen-auf-kinder

Der junge Wolf, der sich viel Mühe gibt seinen Vater zu motivieren und zu ermutigen, hat mich sehr berührt. Beim Vorlesen kann man sich je nach Alter und Empahiefähigkeit der Kinder entscheiden, auf welcher Aussage des Buches der Schwerpunkt liegen soll.

Ich wünsche mir noch viel mehr von solchen Büchern, die humorvoll sind und doch auch wichtige Themen behandeln, die witzig und kontextuell sind, wie hier der Querverweis zum Märchen, einen Gesprächsanlass bieten und den Leser den Blickwinkel ändern lassen. Ich freue mich sehr, dieses Buch entdeckt zu haben. Auch meine drei Kinder waren begeistert.



„Keine Angst, Großer Wolf“ von Jan De Kinder, übersetzt von Eva Schweikart, 40 S., erschienen 2020 bei Fischer Sauerländer ISBN 978-3-7373-5592-6

„Opa und die Nacht der Wölfe“ von Nora Alexander

Ein wichtiges Buch für Kinder mit dementen Angehörigen. Es erlaubt Kindern auch mal genervt gegenüber der Erfahrung mit Demenz zu sein.

Dieses Buch ist ein spannendes Abenteuer eines Jungen und einem Großvater, dass ein großes Geheimnis hat, dass zudem einen Einblick in die Erfahrung eines Kindes mit allen emotionalen Höhen und Tiefen mit einem Angehörigen, der an Demenz erkrankt ist, gewährt.

Oli wird in das Kümmern um seinen dementen Opa mit einbezogen. Seine wichtigste Aufgabe ist das Spazieren gehen mit ihm. Doch manchmal gibt es Tage, da hat Oli einfach Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel das Verteidigen der Bandenehre. Eine feindliche Band hat das Bandenhaus nämlich rosa angemalt und das soll gerächt werden. Statt sich einen Plan ausdenken zu können, muss Oli mit seinem Opa spazieren. Bei solch einem inneren Konflikt sind Pannen vorprogrammiert. Und dann ist da noch die Vollmondnacht und Oli ist mit seinem Opa alleine Zuhause. Er erlebt die Nacht seines Lebens.

Der Erzählstil ist locker, die Illustrationen sind wunderbar. Die angesprochenen Themen wie Demenz, Mobbing und Familienzusammenhalt werden wunderbar behandelt und Oli ist ein sehr sympathischer Protagonist.

„Opa und die Nacht der Wölfe“ von Nora Alexandres, illustriert von Julia Christians, 208 S., erschienen 2019 beim Oetinger Verlag ISBN 978-3-7891-0954-6

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