„Auf keinen Fall Prinzessin!“ von Grzegorz Kasdepke

Das ist ein drachenstarkes Kinderbuch, bei dem wir uns beim Lesen jedes Mal kringelig lachen.

Es gibt Kinder, die spielen gerne brave Prinzessinnen und Prinzen. Dann gibt es Kinder, die spielen gerne bei Rollenspielen heldenhafte und mutige Figuren. Und dann gibt es Kinder, die spielen gerne böse Drachen, wie Marie in diesem Bilderbuch.

„Ich fresse dich und spucke deine Knochen auf den Teppich.“ sagt sie, zum Papa, dem Ritter.

Die Geschichte selbst ist ein scheinbar endloses Rollenspiel zwischen Marie und ihrer Familie mit herrlich komischen Dialogen und witzigen Situationen, die bei uns Groß und Klein begeistern.

Was wird thematisiert:

Die Eltern und die Oma sind überrascht, dass ihr kleines Mädchen Marie kein süßes, zartes Prinzesschen ist, wie sie es sich wohl ausgemalt haben. Marie ist ein starkes Mädchen und weiß genau, was sie will. Einzig Opa freut sich über seine Enkelin als schrecklichen Drachen.

Beim Vorlesen freue ich mich jedes Mal über Marie, wie herrlich sie ihre Eltern im Griff hat. Warum? Weil ihre Eltern und ihre Oma aus Marie jemanden machen möchten, die sie nicht ist. Und auch weil das Buch mir ein wenig den Spiegel vorhält. Auch ich hab ein drachenstarkes Mädchen, was sofort Feuer spuckt, wenn ich in Rollenmuster aus meiner Kindheit verfalle und in der Erziehung übergriffig werde.

Auch Marie zeigt mithilfe ihrer ausgesuchten Rolle als Drache ihre Grenzen auf. Beim ersten Vorlesen musste ich bei Maries Begründung, warum sie ein schrecklicher Drache sein möchte doch etwas Schlucken. Opa erklärt Oma, dass Marie denkt, dass sie nicht schön genug für eine Prinzessin ist. Ich verstehe die Geschichte allerdings nicht als Thematisierung von Schönheitsidealen. Marie ist ein sensibles Mädchen, welches von ihrer Familie nicht zurechtgestutzt werden möchte und sich als „böser, starker Drache“ gegen den Versuch zu einem braven, schönen Prinzesschen erzogen zu werden wehrt.

„Auf keinen Fall Prinzessin!“ von Grzegorz Kasdepke, illustriert von Emilia Dziubak, aus dem Polnischen übersetzt von Esther Kinsky, 40 S., erschienen 2018 bei FISCHER Sauerländer ISBN 978-3-7373-5461-5

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