Was für eine Mutter bin ich und wenn ja, wie viele?

Theresas Beitrag hat mich daran erinnert, wie es mir als junge Mutter 🤰 damals ging. Doch wenn ich „damals“ schreibe, sträubt sich Etwas in mir, denn auch wenn kein Kind mehr in Kleinkindalter habe, fühle ich mich noch gar nicht aus dem Stadium „Junge Mutter“ herausgewachsen.

Was wäre überhaupt der nächste Schritt, die nächste Kategorie? Junge Mutter – erfahrene Mutter? Klingt nach einem Gütesiegel 🏅, den man verliehen bekommt, wenn man „genug“ Windeln gewechselt, „genug“ Pflaster geklebt und „genug“ Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen hat. Genug ist dann in harten Fakten in einer Tabelle beim Mutter-TÜV definiert. Sobald man dann den Schwellenwert als Mutter erreicht hat, blinkt beim Mutter-TÜV dann eine Lampe auf. Pech für die Mutter, deren Kind gar keine Pflaster haben möchte.

Auch Theresa hadert in ihrem Beitrag mit einem Gütesiegel: „Die gute Mutter“. Wer von uns Mamas und Papas wünschst sich nicht in schwierigen Momenten seine oder ihre Auszeichnung an der Wand betrachten zu können, um sich zu vergewissern, dass man wirklich alles richtig macht, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Einem Teenie-Kind könnte man als Erwiderung auf ein pampiges „Blöde Mama“ mit dem Finger auf die Wand zeigen 🫵 und in den Blick ein „Schau, was Du sagst kann nicht stimmen“ hineinlegen. Jetzt noch ein kitschiges Happy End: das Teenie-Kind fällt einem daraufhin dankbar in den Arm und bestätigt „Stimmt Mama, du bist eine gute Mutter“.

Aber halt, genug geträumt. Eigentlich wollte ich von meinem Gefühlsstrudel erzählen, in dem ich immer mal feststecke und das auch Theresa beschreibt. Das Gefühlschaos kann ich allerdings hervorragend ganz ohne die Idealbilder von Instagram fabrizieren. In meinem eigenen Kopf spucken genug Idealbilder herum, sicherlich entstanden durch Zeitschriften, Erziehungsratgeber aber auch Romane, Filme und Bekannte, bei denen scheinbar alles perfekt läuft.

Aus sicherer Quelle weiß ich, dass es Müttern in früheren Generationen genauso ging. Regelmäßig legte meine Mutter ein spanendes und herzzerreißendes Familiendrama zwischen zwei Buchdeckeln 📕 weg und seufzte. Im nächsten Moment kamen dann Sätze wie: „Wie schön wäre es, wenn dein Bruder und Du Euch richtig gut verstehen würdet und Euch wenn Ihr Erwachsen seid zur Seite steht.“ oder „Wäre das toll, wenn wir als Familie schöne Stunden beim Essen verbringen“ oder Ähnliches. Immer schwingte bei diesen Sätzen das Gefühl mit, dass es bei uns leider nicht so ist und sie nicht weiß, wie sie als Mutter ihr Idealbild verwirklichen kann.

Ich glaube allerdings die größte Fabrik von Idealbildern ist unser Inneres Kind*. Aus jedem Vorwurf an die eigene Mutter entsteht ein Idealbild, wie wir als Mutter zu sein haben. Wie oft habe ich in Unterhaltung mit anderen Müttern gehört und auch selbst gedacht: „Ich möchte auf keinen Fall 🙅‍♀️ so wie … deshalb werde ich …“ Wenn ich diesen Gedanken in der Konsequenz durchdenke, bedeutet das, dass ich mir selbst gegenüber wohlwollender in meiner Kritik werde, wenn ich mit der Kritik an meiner eigenen Mutter aufhöre.

Mir ist tatsächlich irgendwann klar geworden, dass es keinen vorgegeben idealen Eltern-Weg gibt. Es gibt keine Ideallösung, lediglich meine ganz eigene Lösung und meinen eigenen Ansatz mit allen meinen Erfahrungen und Werten, die ich meinen Kindern zeigen möchte.

Wie Theresa möchte auch ich nicht den Austausch mit anderen Müttern missen, auch wenn er mich einen Augenblick straucheln lässt, denn im Miteinander lernen wir Voneinander und erfahren so viel Unterstützung.

Danke an Euch Mütter und Väter, die sich Gedanken machen und Gedanken teilen. Zusammen werden wir stärker und wachsen an unseren Aufgaben.

Durch den Austausch miteinander beeinflussen wir und bereichern uns, sodass wir eine Summe an Erfahrungen als Eltern sind. Davon können unsere Kinder profitieren.

PS: Die Gütesiegel und den TÜV gibt es natürlich doch – Eure Kinder zeigen Euch immer wieder, wie sehr sie Euch lieben. Wir erkennen in Ihren glücklichen Augen, dass Wir es doch irgendwie richtig machen.

*Inneres Kind: „Das Innere Kind ist das Modell für eine Betrachtungsweise innerer Erlebniswelten in der Psychotherapie. (…) Es bezeichnet und symbolisiert die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Kind?wprov=sfti1

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